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3. Die Notwendigkeit der Produktion eines Einseitenbandtransceivers für die Klubstationen in der DDR

Mit unserem Transceiver wurden nach seiner Fertigstellung viele Amateurfunkverbindungen mit vielen Ländern der Erde und allen Bezirken der Republik hergestellt. Dadurch wurde unsere Kollektivstation bald in unserer Republik bekannt. Der Zentralvorstand der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) erhielt Kenntnis von der Existenz unseres Gerätes. Ende 1972 hatten sich zu einer erweiterten Sektionsversammlung, an welcher als Gäste unser Betriebsdirektor, Herr Knuth und unser Direktor der Betriebsschule, Herr Bernstein, anwesend waren, zwei Mitglieder des GST-Zentralvorstandes der Abteilung Nachrichten angemeldet. Von diesen Herren wurde an unseren Betrieb die Bitte gerichtet, solche oder ähnliche Amateurfunkgeräte für den Einsatz an anderen Klubstationen zu fertigen.

Nach eingehender Beratung wurde von unserem Betriebsdirektor festgelegt, diese Geräte im Rahmen der Lehrproduktion der Berufsbildungseinrichtung unseres Betriebes zu fertigen. Neben der Möglichkeit der planmäßigen Ausrüstung der Klubstationen mit modernen Einseitenband- Transceivern und damit der Vermeidung eines Importes ähnlicher Geräte ergab sich für uns die Möglichkeit einer interessanten und abwechslungsreichen Lehrproduktion.

Der von uns in Einzelfertigung hergestellte "Teltow 200" war jedoch aus technologischer Sicht für eine Lehrproduktion sehr ungeeignet. So stellten wir uns die Aufgabe, eine reproduzierbare Konzeption zu erhalten. Zur Erreichung dieser Zielstellung wurde mit einem Kollektiv von 6 Lehrlingen und 4 Mitarbeitern eine Neuerervereinbarung abgeschlossen. Aus der Realisierung dieser Neuerervereinbarung entstand ein zweiteiliges, zum größten Teil transistorisiertes Gerät, welches von der Deutschen Post abgenommen und für den Amateurfunkdienst freigegeben wurde. Mit Unterstützung der Leitung der Betriebsschule und des Betriebes wurde aus diesem zweiteiligem Funktionsmuster ein einteiliges Fertigungsmuster entwickelt.

Im Jahre 1972 unterbreitete uns der Zentralvorstand der GST den Vorschlag, unseren Transceiver auf der Zentralen Messe der Meister von morgen in Leipzig auszustellen. Beim Aufbau der Antennen und dem Betrieb des Gerätes in Leipzig wurden wir von Leipziger Funkamateuren unterstützt. Unser Amateurfunkgerät war ein ständig umlagertes Exponat. Es wurden Funkverbindungen mit vielen Ländern getätigt, u.a. wurden QSO´s mit vielen sowjetischen Amateuren abgewickelt.

auf der MMM!

Für die Entwicklung eines Einseitenbandfunk- sendempfangsgerätes wurde unserem Kollektiv die höchste Auszeichnung der MMM, die Medaille für ausgezeichnete Leistungen in der Bewegung der Messen der Meister von morgen verliehen. Ein Jahr später waren wir wiederum mit dem weiterentwickelten Gerät, dem Transceiver "Teltow 210" auf der Zentralen Messe in Leipzig. Auch in diesem Jahr war unser Stand mit dem in Betrieb genommenen Funkgerät stets umlagert. Wieder halfen Leipziger Funkamateure beim Aufbau der Antenne und beim Tätigen der Funkverbindungen. Unsere Jugendfreunde wurden im Rahmen der Ausstellung als "Bestes Ausstellungskollektiv" geehrt.

Transceiver für 3 KW-Bänder!

Der "Teltow 210"

 

Die Forderung unserer Qualitätskontrollabteilung TKO nach Erlangung eines Gütezeichens konnte noch nicht im Jahre 1973 realisiert werden. Es ergaben sich Schwierigkeiten vor allen bei dem Parameter "Intermodulation" des Senders und der Eingangsempfindlichkeit des Empfängers. So war es nur möglich, die Produktion 1973 (40 Geräte) mit einer sogenannten Genehmigung zur Fortführung der Produktion (GFP) auszuliefern.
4. Die Weiterentwicklung des Transceivers

Unser Hauptziel im Jahre 1974 war die Erringung des Gütezeichens 1 für unser Erzeugnis. Zur Erhöhung der Gebrauchs- werteigenschaften des Gerätes sollte aus dem Dreiband- ein Fünfbandtransceiver entstehen. Hier waren umfangreiche Arbeiten notwendig, da neben der technischen Zielsetzung auch die Forderungen nach Fertigungsunterlagen und Durchsetzung einer endgültigen Preisbildung zu realisieren waren. Dazu war es erforderlich, eine weitere Neuerervereinbarung unter Einbeziehung einer Reihe von Mitarbeitern aus der Technologie des Betriebes abzuschließen.

Hier ist schon Betrieb auf 5 KW-Bändern möglich!

Der "Teltow 215"

 

Unter Aufbietung aller uns zur Verfügung stehenden Kräfte und Möglichkeiten konnten wir Mitte 1974 das Gerät dem Amt für Standardisierung und Messwesen (ASMW) zur Klassifizierung vorstellen. Die Prüfung verlief trotz aller Bemühungen nicht reibungslos. So wurden zwei Parameter nicht zufriedenstellend erreicht. Wieder mussten alle Kräfte aufgeboten und einige Nachtstunden geopfert werden, um Verbesserungen am Gerät vorzunehmen. Dann endlich waren alle Parameter positiv erfüllt und nach bestandener Klimaprüfung und abschließender Endmessung wurde uns das Gütezeichen erteilt.

An dieser Arbeit waren aus der Betriebsschule "Bruno Kühn" mit wesentlichem Anteil folgende Kollegen beteiligt: Koll. Klaus Nitzsche, Koll. K.-Heinz Baumann, Koll. Norbert Glante und Koll. Willy Eckert

Aus dem Betrieb standen uns mit Rat und Tat die Kollegen Wilfried Knöfel und Horst Schulze zur Seite.

Sende-Empfangsumschalter neben dem unteren Instrument!

"Teltow 215B und C"

Neben der technischen Zielstellung wurde auch die Bearbeitung der technisch-technologischen Unterlagen abgeschlossen. Die Fertigung des Transceivers "Teltow 215" bereitete dennoch eine ganze Reihe von Schwierigkeiten, da es oft sehr problematisch war, kurzfristig das erforderliche Material bereitzustellen. Mit viel Initiative und Ausdauer und oft mit Unterstützung von Funkamateuren aus anderen Betrieben der DDR wurden diese Probleme bewältigt, so dass zum 31.12.1974 40 Geräte fertiggestellt waren. Dem im Jahr 1975 gefertigten Transceiver gaben wir die Bezeichnung "Teltow 215B". Er glich im wesentlichen seinem Vorgänger, er hatte jedoch einige Verbesserungen. So wurde neben der Änderung einiger Schaltungsdetails die Frontplatte um ein weiteres Anzeigeinstrument und einen Sende-Empfangs-Umschalter erweitert.

Schwerpunkt unserer Bemühungen im Jahre 1975 war die Erhöhung der Produktionsauflage auf 200%. Für uns als Bildungseinrichtung war diese Veränderung mit einer Reihe von zusätzlichen Aufgaben verbunden. So mussten neue Vorrichtungen gefertigt, die Materialbereitstellung abgesichert und die Kundendokumentation bereitgestellt werden. Neben der Produktionsvorbereitung und -durchführung war auch die Verlängerung des Gütezeichens sicherzustellen. Hier waren die Auflagen des ASMW zu realisieren, Kundengutachten auszuwerten sowie die Abnahmebestätigung, die Herstellungs- und die Vertriebsgenehmigung des Ministeriums für Post und Fernmeldewesen erneut einzuholen.

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